Ich wollte nie ein Haustier haben
und schon gar keinen Hund. Jetzt lebt er schon seit vielen Jahren bei
mir. Jedoch
habe nicht ich ihn ausgewählt, so wie es üblich ist, sondern
er mich. Wie soll
ich ihn nur beschreiben?
Es ist kein Collie und kein
Schnauzer.
Mein Hund hat ganz besondere
Eigenschaften. Hier eine Situation: Draußen ist es bitterkalt und
der Wind
heult. Ich liege entspannt im Fernsehsessel und meine Lieblingsserie
beginnt
gleich. Eigentlich müsste ich aber noch schnell zum Nachbarn
laufen, um Milch
zu holen für das Frühstück am nächsten Morgen. In
dieser Situation stellt er
sich schützend vor mich, wie um zu sagen: „Bleib doch hier
im schönen, warmen
Haus; du holst dir doch da draußen den Tod; die Milch kannst du
morgen auch
noch besorgen und ein Frühstück mit Orangensaft schmeckt
wirklich gut.“
Übrigens ist es auch kein Dackel oder
Bullterrier.
Noch ein Beispiel: Zum Jahreswechsel habe ich mir
vorgenommen, regelmäßig Sport zu treiben. Ein guter Vorsatz.
Aber leider ist es
so, dass ich im Grunde meines Herzens eher unsportlich und bequem bin.
Immer
wenn also der Termin des Kurses, zu dem ich mich angemeldet habe,
näher rückt,
befallen mich aus heiterem Himmel migräneartige Kopfschmerzen und
es zieht ganz
fürchterlich im Rücken. Was denken Sie, was passiert? Mein
Hund trabt zur Tür
herein, legt seinen Kopf treuherzig auf meinen Schoß und blickt
mich an: „Armes
Frauchen, Sport ist Mord; weißt du, dass jährlich allein in
Deutschland beim
Sport 1,25 Millionen Menschen einen Unfall haben?“ Nun werden Sie
sich bestimmt
den Kopf zerbrechen, was das für eine Hunderasse sein könnte.
Auf keinen Fall ist es ein Pinscher oder ein
Retriever.
Ich merke schon, dass Sie sich wünschen, auch so einen
Hund zu besitzen. Noch ein letztes Beispiel, nur um Ihrem Neid etwas
Nahrung zu
geben. Gestern wollte ich den Dachboden aufräumen. Mit
hochgekrempelten Ärmeln
und einen ausgeklügelten Arbeitsplan in meinem Kopf beabsichtigte
ich, der
Unordnung den Garaus machen. Widerstrebend fing ich mit der eher
ungeliebten
Arbeit an, da hörte ich hinter mir ein leises Hecheln, das mir zu
suggerieren
schien: „Eine Tasse Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Und
ich würde auch gerne
wissen, wie es weiter geht in dem spannenden Buch, das auf deinem
Nachtkästchen
liegt!“
Nein, es ist auch keine Dogge.
So, jetzt lüfte ich aber das
Geheimnis um die Rasse dieses außergewöhnlichen und mir ans
Herz gewachsenen
Geschöpfes: Er gehört zur sehr verbreiteten Gattung des
Schweinehunds. Und weil
er mir gehört, in meinem Haus wohnt, mich nie verlassen wird und
mich in- und
auswendig kennt, wird er auch „mein innerer Schweinehund“
genannt.